Die Wissenschaft
der Weltraumfahrt blieb lange Zeit die Geschichte ihrer eigenen
Simulation. Bevor die ersten Menschen den Mond betraten, blieb
es den Bildern vorbehalten, ein kollektives Bewusstsein für
ein Publikum zu schaffen, das die Realität der größten
postmodernen Raumexpansion selbst nie erleben würde.
Das Hinterfragen dieser fiktiven Teilhabe an der Weltraumerfahrung
und der V ersuch, sich in das Bewusstsein von etwas einzufühlen,
das jeglicher Wissensgrundlage entbehrt, ziehen sich als Hauptaspekte
durch die Space-Arbeiten von Beate Engl.
In der Hamburger Kunsthalle verwandelt die Künstlerin
den Technikraum im zweiten Obergeschoß der Galerie
der Gegenwart in eine weiße Zelle, die mit ihren Rohren,
Leitungen und Ventilen an die Vorstellung von einer Raumstation
anknüpft, wie sie als Bild durch zahlreiche Science-Fiction-Filme
überliefert ist. Durch einen Sound-Hintergrund, der in
tiefen Frequenzen durch den Raum vibriert, entsteht der Eindruck,
dass der Besucher im nächsten Moment in der Ausstellung
abheben würde. Eine umgedrehte Tür am Ende des Raumes
und die seitlich flackernde Leuchtstofflampe verwirren die
Vorstellung von „Oben“ und „Unten“
und lassen den neuen Ort wie eine sphärische Erweiterung
der Ungerschen Architektur erscheinen.
Bereits in der Performance „Space is the place Vol.1“
(2003/2004) und dem interaktiven Tagebuch „Space is
the place Vol.2“(2004) simuliert Engl die Überwindung
von Schwerelosigkeit und erforscht die Möglichkeiten
einer Kunstproduktion im Weltall. In Hamburg verbindet sich
die Fiktion einer Weltraumerfahrung zusätzlich mit den
Assoziationen des klassischen „White Cube“, den
das Gebäude der Kunsthalle selbst perfekt verkörpert.
Entsprechend inszeniert sich der neu gestaltete Technikraum
vor allem in der Ästhetik seiner Architektur und das
Prinzip der „freischwebenden weißen Zelle“
(Brian O‘Doherty) wird auf die Vorstellung einer Raumstation
übertragen. „Und die weiße Zelle schwebt
weiter...“ knüpft damit direkt an das Buchprojekt
„Space is a place“ (2004) und die gleichnahmige
Videoinstallation (2004, zusammen mit Lenz Schuster) an, in
denen die Künstlerin den Weltraum als möglichen
Ort für Kunst visioniert. Da die Freiheit des Universums
bereits durch kommerzielle und militärische Expansionsansprüche
als Utopie entlarvt ist, wäre eine direkte Übertragung
des globalisierten Kunstbetriebs ins All ebenso denkbar. Tatsächlich
gab es bereits erste Ansätze, um eine Raumstation für
Ausstellungszwecke zu nutzen. Unter dem Titel „ars ad
astra“ wurden 1995 zwanzig Kunstwerke mit der EUROMIR-Mission
ins All geschickt und von den Astronauten mit den einfachsten
„musealen“ Mitteln auf einem gespannten Banner
präsentiert.
|